Juli2013
Vogelsbergwanderung
Grünberg Rundwanderweg
- Wanderung am 21.7.2013 -
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Wandern, das kein Leiden schafft.
"Die Luft in unserer Stadt ist rein. Von Epidemien weiß man hier seit Jahren nichts. Hier in Grünberg ist die Luft rau aber herzlich."
Carl Glaser, Chronist, 1845
Nicht nur rau, sondern auch so ungewöhnlich heiß kann die Luft in
Grünberg sein, dass Wanderer zuweilen am Gehen gehindert werden.
Deshalb die herzliche statt raue Einladung zur Wanderung am Sonntag -
zum mit aller List unternommenen zweiten Versuch, der uns durch den
westlichen Vogelsberg führt. Wer in Grünberg seinen Rundkurs beginnt,
ist wandertechnisch gesehen kein Greenhorn, sondern geländeerprobt
durch andere Strecken. Er bewegt sich auf erdigen Waldwegen und an
Waldrändern entlang und überquert landwirtschaftlich genutzte Wiesen
sowie (Getreide-)Felder, die das Großstadt-gewohnte Auge beruhigen. Das
Grün der Wiesen, Pflanzen und Bäume, das Gelb der (abgeernteten)
Weizenfelder, das Rot der Dächer und das Blau des Himmels - eine
Farbpalette von Grundfarben, die sich dem Betrachter auf seiner
Rundwanderung darbietet. Dessen Blick schweift in eine sanfte
Hügellandschaft, die weite Horizonte eröffnet und eine innere Ruhe
herstellt, die sich durchaus von einer melancholischen Stimmung zu
unterscheiden weiß. Keine schroffen Anhöhen, keine steilen Anstiege,
keine unnötigen Ablenkungen, keine Ausweichmanöver gegenüber
leistungsfixierten Radlern - stattdessen Muse zur Naturbeobachtung
(wenn man es denn will): Rehe auf der Lichtung, überhaupt nicht scheue
kleine Frösche auf dem Gehweg und geduldig kreisende Raubvögel, die
ihr Opfer längst erspäht haben und jeden Moment in die Tiefe stürzen.
Vom Marktplatz, dem Herzstück der historischen Altstadt ("gut Stubb")
und dominiert vom Rathaus im Renaissancestil (1586), führt der Weg nach
nur 100 m hinunter ins Naherholungsgebiet Brunnental, um dann nach
rund 2,5 km durch Felder und Wiesen die auf circa 300 m gelegene
Queckborner Höhe zu erreichen. Dort eröffnet sich ein exzellenter
Panoramablick auf Grünberg und die gesamte Umgebung. Die Markierung
Turm auf gelbem Grund weist den Weg über Feld- und Waldwege nach
Göblnrod, vorbei am Wartberg (Aussichtsturm) und schließlich nach
Stangenrod, einer weiteren Grünberger Eingemeindung. Auf dem leicht
ansteigenden Weg dorthin ist an einer interessante Blicke freigebenden
kleinen Schutzhütte das zentrale Mittagsmahl - ohne Bedienung -
vorgesehen.
Nach Überquerung der Landesstraße L 3072 windet sich die Strecke durch
ein langgezogenes Waldgebiet, streift dabei Hügelgräber und die
ehemalige Eisenerzgrube "Otto", um dann am nordöstlichsten Punkt, die
Windräder auf der Anhöhe vor Augen, scharf nach rechts abzubiegen.
Durch nahezu unberührte Natur erreichen wir nach zurückgelegten circa
17 km den ruhigen, idyllisch gelegenen und in einem rechten Winkel
verlaufenden Abtsteich. Weiter geht es auf Wald- und Wiesenwegen an
den Stockhäuser Teichen - mit den klangvollen (Amtmann-Rödiger-Teich)
und phantasiereich-assoziationsstarken (Trockener Fräulein-Teich) Namen
- vorbei durch ein schönes Waldgebiet mit dem Aussichtspunkt
Bobenhäuser Kopf. Schließlich stößt der Wanderweg - im letzten Abschnitt
identisch mit den Markierungen Krone auf gelbem Grund (Residenzweg)
und Pfanne auf gelbem Grund (Pfannenweg) - auf die am Waldrand
gelegene Sportschule des HFV. Von hier aus ist es nicht mehr weit ins
Zentrum von Grünberg, das über das Brunnental oder auf direktem Wege
angesteuert werden kann.
Hinweis: Wenn auch der Rundweg so gut wie keine Stadtberührung hat
und naturnahe Wald- und Wiesenwege aufweist - ein kleinerer Abschnitt
auf asphaltiertem Fernradweg (kaum Betrieb) und die (sehr kurze und aus
Anschlussgründen erforderliche) Passage durch das Industriegebiet von
Grünberg sind in Kauf zu nehmen. Da wir keine Kurzstrecke gewählt
haben, sind Sportlichkeit und robuste Mentalität gefragt.
Grünberger Reiter mit Bildausschnitten aller Ortsteile
Grünberg
Grünberg ist eine Großgemeinde mit 14.700 Einwohnern, bestehend aus der
Kernstadt sowie 13 weiteren Gemeinden.
Die Stadt wurde Ende des 12. Jahrhunderts von Landgraf Ludwig III. von
Thüringen gegründet, um seinen Besitz vor den feindlichen Mainzer Bischöfen
zu schützen. 1195 zerstörten Mainzer Truppen die Burganlage, die 1186
erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das Antoniterkloster, das ungefähr Anfang
des 12. Jahrhunderts gegründet wurde und eines der ältesten und wichtigsten
war, dominierte ganz Nord- und Ostdeutschland. Im Laufe der Zeit ließen sich
hier auch die Franziskaner nieder. Bereits 1230 war Grünberg Münzstätte und
trat 1254 mit Orten wie Marburg oder Alsfeld dem Rheinischen Städtebund bei.
Impulse für den städtischen Reichtum empfing Grünberg durch seine exponierte
Lage an einem der großen Handelswege zwischen Frankfurt und
Mitteldeutschland: der Hohen Straße. Ein für damalige Zeiten großtechnisches
Projekt errichtete die Stadt 1419 mit einer zentralen Wasserversorgung, die aus
dem 60 m tiefer gelegenen Brunnental (vgl. Beschreibung) Quellwasser
mechanisch auf den Berg pumpte.
Im Zuge der Reformation wurde Grünberg zwischen 1524 und 1527 lutherisch,
der Landgraf löste die Klöster auf und widmete sie um: Das Antoniterkloster
wurde zum Witwensitz, das Augustinerinnenkloster zum städtischen Hospital.
1593 lebten 432 Vollbürger in der Stadt, deren Anzahl nach dem Dreißigjährigen
Krieg und der Pestepidemie auf 220 zurückging. Danach entwickelte sich
Grünberg allmählich zu einer Ackerbürgerstadt.
Ackerbürger
"Als Ackerbürger werden diejenigen Bürger einer Stadt bezeichnet, die im Haupterwerb
Landwirtschaft betrieben und daraus den wesentlichen Teil ihrer Einkünfte bezogen.
Ackerbürger stellten seit dem Mittelalter innerhalb der städtischen Sozialstruktur eine
Sondergruppe dar. Ein Ackerbürger war keinem der typisch städtischen Erwerbsstände
zuzuordnen. Er war ein Bauer mit Bürgereigenschaft und bewirtschaftete seine
Ländereien innerhalb der städtischen Feldmark, die durch ergänzende Pachtung von
landwirtschaftlicher Nutzfläche anderer Bürger hinreichend große Wirtschaftseinheiten
ergaben. Ackerbauern, also ‚Stadtbauern', gab es gleichermaßen in größeren wie
kleineren Städten."
(zit. n. Wikipedia)
Im 19. Jahrhundert erlangte die Stadt ihre ursprüngliche Bedeutung wieder und
prosperierte durch örtliches Handwerk (Schuster und Weber), Bahnanschluss
(1869) und die Niederlassung von Textilfabrikanten. Im Zweiten Weltkrieg
zerstörten Bombenangriffe zahlreiche Häuser und töteten 150 Einwohner. Seit
1969 wird die Altstadt mit ihren historischen Fachwerkhäusern umfassend
rekonstruiert, seit 1983 firmiert Grünberg unter der Bezeichnung "staatlich
anerkannter Luftkurort".
Grünberg unterhält zwei Städtepartnerschaften:
zu > 1) Condom (Südwestfrankreich) - seit 1973
zu > 2) Mragowo (nordöstliches Polen) - seit 1993
Die Wanderung im Telegrammstil
Strecke Grünberg/Marktplatz - Brunnental - Eisteich - Queckborner
Höhe - Göblnrod - Wartberg (Aussichtsturm) - Stangenrod (Grillhütte mit
Vogelsberg-Fernsicht) - Hügelgräber/Eisenerzgrube "Otto" - Abtsteich -
Stockhäuser Teiche (Amtmann-Rödiger-Teich, Trockener Fräulein-Teich) -
Bobenhäuser Kopf (Aussicht) - Sportschule Grünberg - Brunnental -
Marktplatz
Weglänge 24 km, Gehzeit (ohne Pause) circa 6 Stunden,
Höhenunterschied 100 m, Schwierigkeitsgrad leicht bis mittelschwer
Anfahrt mit Pkw: A5 (Richtung Kassel) bis Abfahrt Reiskirchen/Buseck -
auf der B49 (= Deutsche Fachwerkstraße) nach Grünberg (AB-Abfahrt >
Grünberg = 10 km).
Aktueller Hinweis: Im Ortskern von Reiskirchen (B49) beginnt die
(problemlose, kurze und gut ausgeschilderte) Umleitung U1 nach
Grünberg. Am Umleitungsende in Grünberg an der Ampel rechts (Richtung
Gießen) und nach wenigen Metern sofort die linke Abbiegerspur (Richtung
Hungen) nehmen. Anschließend - auf der Bismarckstraße fahrend - nach
wenigen Metern rechts abbiegen (Parkplatz direkt neben der
Neuapostolischen Kirche/Parkplatz Diebsturmstraße). Falls der Parkplatz
belegt sein sollte, besteht die Gelegenheit zum Parken in den
Seitenstraßen. Vom Parkplatz kurzer Fußweg zum Ausgangspunkt
Marktplatz.
Abfahrt 9.30 Uhr in Frankfurt von den jeweiligen Pkw-Abfahrtsorten (Die
Fahrtzeit nach Grünberg dauert circa 45 Minuten, Einfachstrecke = 70 km.)
Treffpunkt Marktplatz von Grünberg (markanter Brunnen)
Wanderbeginn Start ist pünktlich um 10.30 Uhr
Pause/Rast/Einkehr Unterwegs gibt es genügend Picknickplätze
(ausreichend Getränke mitnehmen!), zum Abschluss bieten sich in
Grünberg vor schöner Fachwerkhauskulisse verschiedene
Einkehrmöglichkeiten an - vom Eissalon bis zum rustikalen Gasthaus. Mit
einer Rückkehr in Grünberg/Marktplatz ist gegen +/-18.00 Uhr zu
rechnen.
Kennzeichnendes Gefühl nach einer Grünberg-Wanderung:
horizontal ausgeglichen und in sich ruhend.
Kontakt Bernd, Thomas - Mitfahrmöglichkeiten können wir anbieten;
weitere Fahrer bitte melden zwecks Koordination der Anfahrt, die wie immer
informell abgesprochen wird.
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